* 8. Oktober 1958
von Christoph Steiner
Essay
Michael Jarrell ist sehr selbstkritisch und feilt – auf der Suche nach dem opus perfectum – fast unablässig an seinen Werken und kompositorischen Ideen. Bei diesem Prozess der Perfektionierung der eigenen Intentionen ist ihm die Zusammenarbeit mit den Interpreten und das Echo der Rezipienten wichtig. Jarrell hat bislang ein homogenes Œuvre geschaffen, zwischen dessen einzelnen Werken vielfache Bezüge bestehen. Einige seiner Werke arbeitete Jarrell um, zog sie zurück oder lässt sie – wie Aber der Wissende für Stimme und Marimbaphon (Rainer Maria Rilke, 1981) – nur noch bedingt gelten. Somit markiert mittlerweile Trei II für Sopran und fünf Instrumente (François Le Lionnais / Konrad Bayer / Ronald D. Laing, 1982/83) den Beginn seines gültigen Schaffens.
Trei II beruht auf der unveröffentlicht gebliebenen Version Trei für Stimme solo vom Juli 1981. Sie entstand zu Beginn des Kompositionsstudiums bei Klaus Huber in Freiburg/Br. und ist diesem gewidmet. Eine ausführliche Analyse unter Rückgriff auf die Skizzen legte Peter Szendy 1993 vor. Die Grundidee von Trei II besteht darin, Geräusch und Klang beziehungsweise Sprech- und Singstimme aufeinander zu beziehen. In den Skizzen finden sich einige Kärtchen – Jarrell bezeichnet sie als seine „Postkarten“ (cartes postales...